Geschichte
Das Sankt Josefshaus wurde von dem Hertener Dorfpfarrer Karl Rolfus auf Anregung der damaligen Oberin der Ingenbohler Schwestern, Maria Theresia Scherer, gegründet, um sich der „Kretinen“ (aufgrund Jodmangels geistig Behinderten) in Herten und Umgebung anzunehmen.
(Link: Geschichte des St. Josefshauses Herten)
Nach Rolfus ist heute die zum Sankt Josefshaus gehörende Karl-Rolfus-Schule benannt, nach Scherer die Theresia-Scherer-Schule.
Die Fachschule wurde 1971 staatlich anerkannt nachdem sie bereits 1968 eröffnet und mit der Ausbildung zur Heilerziehungspflege begonnen wurde. Seit 2011 wird der Ausbildungsgang Altenpflege angeboten. Am 01.09.2015 kam der Ausbildungsgang Heilerziehungsassistenz dazu.
Anmerkungen/Erinnerungen zur Einrichtung/Eröffnung der "HE-Schule" (damalige Bezeichnung) am St. Josefshaus Herten anlässlich der Feierlichkeiten zum 4o-jährigen Bestehen im Oktober 2008 von Ferdinand Müller, Sonderschulrektor i.R.:
Die Idee der HE-Schule
„Der Eröffnung der Fachschule für Sozialwesen St Josefshaus Herten, Fachrichtung Heilerziehungspflege (HE-Schule) im Jahr 1968 gingen monatelange Überlegungen voraus.
Meine Tätigkeit an der Karl-Rolfus-Schule nahm ich zu Beginn des Schuljahres 1967/68 auf. Zum gleichen Zeitpunkt wechselte auch die Schulleitung. Der langjährige Schulleiter, Herr Wilhelm Grein, wurde in den Ruhestand versetzt; die Schulleitung übernahm seine Stellvertreterin, Schwester Astrid Ritter; zu deren Stellvertreterin wurde Schwester Melanie Hartmann ernannt. Herr Grein, ein noch sehr rüstiger Pensionär, gehörte dem Kollegium der KRS weiterhin als Teilzeitlehrer an. Darüber hinaus war er aber noch an einem weiteren Tätigkeitsfeld interessiert.
So kam ihm die Überlegung der Direktion, eine HE-Schule ins Leben zu rufen, äußerst gelegen. Ich denke sogar, dass er entscheidend daran beteiligt war, da Herr Direktor Hauck sein Amt noch nicht lange bekleidete, Herr Grein sich seit jeher in Leitungsfragen (insbesondere in Direktionsinterimszeiten) sehr stark engagierte und ihm die Interessen der Bewohner sehr am Herzen lagen.
Auf dem Hintergrund seiner langjährigen Tätigkeit im Sankt Josefshaus (SJH) kannte er auch die pädagogischen Gegebenheiten und Strukturen im Wohnbereich sehr gut und dachte über Qualifizierungen des Personals nach. So hat er noch in seiner Zeit als Schulleiter einige Schwestern (u.a. die spätere Leiterin der Fachschule, Schwester Georgia) zur Ausbildung zur Heilpädagogin nach Freiburg zu Herrn Prof. Dr. Sagi (dem späteren Direktor des SJH) geschickt.
Personelle Situation
Die personelle Situation auf den Wohngruppen stellte sich in jener Zeit folgendermaßen dar: Jeder Gruppe stand eine Leiterin (meist eine Schwester) vor, die ganztags auf der Gruppe arbeitete, lebte und wohnte. Ging sie zum Beten, half eine Schulschwester oder ein lediges "Fräulein" auf der Gruppe aus. Tätig waren auch ehemalige Pfarrhaushälterinnen, deren Pfarrer verstorben war, während sie sich noch nicht im Rentenalter befanden; vereinzelt arbeiteten auch schon Zivildienstleistende auf den Wohngruppen.
Ich erinnere mich noch an eine der ersten Gesamtlehrerkonferenzen der KRS, in der Herr Grein begeistert über die neu zu gründende HE-Schule berichtete und die Lehrkräfte zur Mitarbeit aufforderte – man könnte auch sagen: verpflichtete. Auch mich hatte er ausersehen. Zwecks erster Erkundungen fuhren alle vorgesehenen "Dozenten" mit einem Bus nach Stetten i. R. , wo schon diesbezügliche Erfahrungen vorlagen. Uns interessierte alles: die Strukturen, die Bildungsinhalte…
Planung der HE-Schule
Wieder zu Hause angekommen, beschäftigten wir uns weiter mit der Planung und den Bildungsinhalten. Das Vorhaben wurde immer konkreter, da platzte die Bombe: Aus Hegne (Heimatkloster der Schwestern) kam die Order, dass eine Schwester die HE-Schule leiten müsse. Herr Grein zog sich enttäuscht und verärgert aus der Arbeit ganz zurück. Weisungsgemäß leitete die erst eben ernannte stellvertretende Schulleiterin der KRS, Schwester Melanie, die weiteren Sitzungen und übernahm dann 1968 die Schulleitung. Ihre Stellvertretung in der KRS gab sie auf.
Hierzu muss man wissen, dass bis dahin Leitungsposten im SJH nur mit Zustimmung Hegnes weltlich besetzt wurden. War die Leitung weltlich (wie bei Herrn Grein als Schulleiter der KRS), musste die Stellvertretung "geistlich" sein. Noch bei meiner Ernennung zum Stellvertreter der KRS im Jahr 1979 wurde zuvor mit Hegne abgeklärt, ob nicht auch eine Schwester in Frage käme, da die Leitung durch Herrn Westermann weltlich besetzt war.
Bildungsangebot
Viele Gedanken machten wir uns bezüglich des Bildungsangebots.
Mein Part war: Deutsch, Naturkunde und Kunstgeschichte. Zusammen mit Schwester Melanie (einer hochintelligenten Frau) legten wir u.a.Folgendes fest:
Deutsch: Wie schreibe ich einen Entwicklungsbericht? Orthografie von speziellen heilpädagogischen Begriffen …
Naturkunde: Pflanzen in Feld, Wald und Flur …
Kunstgeschichte: Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko, Moderne …
Wir überlegten immer: Welche Kenntnisse brauchen die jungen Leute im Umgang mit unseren Bewohnern, beim täglichen Spaziergang nach dem Kaffee, beim Ausflug nach Basel etc.
Kein Lohn für die Lehrkräfte
Viele Lehrkräfte waren hiesige Schwestern, vor allem Schulschwestern. Sie erhielten keine Vergütung, was man auch von den wenigen weltlichen erwartete, die beim SJH angestellt waren. Nur die auswärtigen Lehrkräfte wurden entlohnt. Das das Ganze aber mit viel Arbeit verbunden war, nahmen wir weltlichen Josefshäusler nach einiger Zeit allen Mut zusammen, um Herrn Direktor Hauck um einen finanziellen Ausgleich zu bitten. Er verstand unser Anliegen und wir erhielten rückwirkend pro Unterrichtsstunde 10 DM.
Räumlich untergebracht war die Schule im 1.Stock des Küchengebäudes. Dort fanden auch die Lehrerkonferenzen statt, bei denen ich öfters Protokoll führen durfte.
Mit der Eröffnung der "HE-Schule" begann eine neue Ära im SJH mit vielen jungen Leuten und noch mehr guten Ideen …“